Verschwommener Blick auf Gräber des jüdischen Friedhofes in Leubsdorf am Rhein © Tom Rübenach

Auschwitz | Singuläre Barbarei

Auschwitz, die Verbrechen der Nazis, die Shoa – all das ist nach Meinung der sog. AfD “nur ein Vogelschiss in der Geschichte”. Die so etwas Ungeheuerliches von sich geben, gehören zu einer Sammlung, die unsere liberale Demokratie systematisch zerstören will. Geschichtlos und gefährlich sind solche Leute. Die Demokraten sind gewarnt.

Die aufgeschütteten Kinderschuhe schreien mich an. Selbst nach Jahrzehnten noch. Drei- oder Vierjährige haben sie getragen. Manche waren womöglich noch jünger. Diese Kinderschuhe sind unfassbar, in des Wortes ureigener Bedeutung. Obschon ich sie alle vor mir sehe, ganz deutlich, ist es unbegreiflich für mich. Auf einmal habe ich Bilder im Kopf von kleinen Kindern. Sie lachen unschuldig und spielen miteinander und piesacken sich gegenseitig. Sie sitzen auf den Schößen ihrer Eltern. Abends, kurz vor dem Einschlafen, hören sie Geschichten oder leise Lieder. Der Mond ist aufgegangen. Ich bin entsetzt. Fast verliere ich meine Körperbeherrschung im Angesicht dieses Bildes. Niemand hat mir jemals die richtigen Worte für die Barbarei gegeben. Noch habe ich sie für mich selbst gefunden. Ich fürchte, es gibt sie nicht mal. Ich war nur ein Mal in Auschwitz. Es ist still dort. Es schweigt. Die Kinderschuhe schreien mich immer noch an.

Besorgte Auschwitz-Leugner

Der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau sollte uns nicht nur mahnen. Das tut er besonders in diesen Tagen. Er muss spätestens heute, mehr denn je, der Beginn einer endgültigen, unwiderruflichen Ächtung werden. Keine Toleranz, kein Verständnis mehr gegenüber vermeintlich “Besorgten” – und alle Verachtung den Holocaust-Leugnern! Wer gezielt mit Tabubrüchen spielt, so wie es die sogenannte AfD tut, entzieht sich des Dialogs selbst.

Mit niemanden sollte mehr diskutiert werden, wer die sogenannte AfD wählt. Auch nicht mit jenen, die “nur mal aus Protest” diese rechtsradikale Sammlung unterstützen. Der kompromisslose Zynismus dieser Partei ist evident. Sie nutzt systematisch alle liberalen Plattformen unserer Gesellschaft nur zu einem Ziel: die Freiheit auf die Schlachtbank zu führen. Bisherige Formen der Auseinandersetzung taugen nicht mehr. Es ist hohe Zeit, die Partei der Höckes, Gaulands, Meuthens und Weidels zu boykottieren, kompromisslos.

Zwei dunkle Gestalten von hinten, die kaum erkennbar sind - Auschwitz-Leugner von ganz rechts. © Tom Rübenach
Dunkle Gestalten, die Auschwitz verleugnen. © Tom Rübenach

Nicht jeder ist gleich ein Nazi

Es hat keinen Sinn mehr. Sprüche wie “Es ist ja nicht gleich einer ein Nazi, wenn er mal was kritisiert.” sollten unerwidert verhallen. Das sind falsche Worte von promovierten Einheizern, die ihren Weg in die Parlamente geschafft haben. Niemand ist “gleich ein Nazi”, das sagt ja auch niemand. Also brauchen wir darüber nicht mehr zu diskutieren.

Ebenso wenig würde jemand behaupten, die sogenannte AfD als Ganzes sei eine Nazipartei. Gleichwohl finden sich zu viele Leugner der Shoa, des Holocaust, unter ihnen. Nahezu unwidersprochen. Die rechtsradikalen Zerstörer behaupten allzu oft – vor allem ungefragt -, dass jemand behauptet habe, sie hätten angeblich behauptet, und das hätten sie selbst nie behauptet. Das Problem: es ist verwirrend. Medien, Politiker, Netzwerke beschäfigen sich dann mit einer Behauptung, die angeblich nie jemand gemacht hat. Und die Saat der Zerstörer ist, wieder einmal, aufgegangen.

AfD prognostiziert Schlimmes bei einer möglichen Machtübernahme. Diue letzte Konsequenz wäre ein zweites Auschwitz.
Die sog. AfD zuende denken. Jeden Tag.

Darauf setzt die rechtsradikale Agenda bisher recht erfolgreich: die dummen Demokraten werden für uns schon die entscheidenen Debatten führen. Wir müssen sie lediglich entsprechend provozieren. Damit dann die sogenannte “Objektivität” gewahrt bleibt, werden sie eingeladen. Sie sitzen abends in Talkshows und geben morgens Radiointerviews. Dann können sie sagen, dass sie nie behauptet haben, was niemand behauptet hat. Schluss damit!

Die sog. AfD zuende denken

Was wäre eigentlich, wenn die AfD die Macht im Lande hätte? Die Brücke zwischen der sog. AfD und den Nazis ist fein austariert. Sie ist weich, fast ohne Übergang. Die einen hetzen. Die anderen machen, was die einen sagen. Und die Demokraten gehen darauf ein. Sie analysieren, diskutieren, erwägen, differenzieren und – versagen. Gauleiter gibt es nicht nur in der Bundestagsfraktion. Die Kaputtmacher sind doch längst aus ihren agitatorischen Löchern gestartet und attackieren die liberale Demokratie, bis ihr schwindelig wird.

Auch am Auschwitz-Gedenktag: jüdische Friedhöfe besuchen, wie hier in Leubsdorf am Rhein. © Tom Rübenach
Tägliche Mahnung © Tom Rübenach

Auschwitz ist das Synonym für die singuläre Barbarei der Geschichte. Nichts lässt sich damit vergleichen. Es wird für immer mit dem deutschen Volk verbunden sein. Anders darf es nicht sein. Die Sicherheit des Staates Israel, des jüdischen Staates, ist deutsche Staatsräson. Wie sollte es anders sein? Die Vogelschiss-Apologethen sind nicht zynisch. Sie berechnen. Sie sind es nicht wert, dass Demokraten sich mit ihnen konstruktiv befassen.

Wer den freiesten deutschen Staat verteidigen will, den es jemals gab, der kümmere sich um die, die benachteiligt sind. Wer liberalen Staat bewahren will, der höre auf, jenen das braune Bett zu beziehen, in das sie sich behaglich hineinkuscheln wollen. Um dann darauf zu warten, bis sie das Sagen haben. Die wenigsten hierzulande haben die totale Kriegserklärung der Demokratiefeinde wirklich vernommen.

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