Synagogenturm in Budapest © Tom Rübenach

2020 | Wir schaffen das!

Die Feinde der liberalen Demokratie sind aktiver denn je. Vor allem am äußersten rechten Rand, aber auch links. Dennoch: schon dieses Jahr hat gezeigt, dass die Mehrheit der Leute weder Links- noch Rechtsfaschisten akzeptiert. Das verspricht einen erfolgreichen Kampf für 2020.

2020 | Remagen macht es vor

Remagen? Brücke? Nazis? Wie jetzt? Wer das kleine Städtchen nicht kennt, muss sich nicht grämen. Für die Auseinandersetzung mit Nazis ist es allerdings ein wichtiger Ort. Das war in diesem Jahr so, und das wird auch 2020 so bleiben. Hierher ziehen jedes Jahr eine Handvoll Nationalsozialisten und schwärmen von einer Zeit, in der das Unrecht in Deutschland herrschte. Damals haben die Deutschen Juden vergast und jeden eingesperrt, der nicht ins rassische Weltbild passte. Den heutigen Ewiggestrigen stellt sich Remagen, die Stadt an den Brückenruinen des Krieges, entgegen. Jedes Jahr, auch 2020 wieder.

Die selbst ernannten Nazi-Nachfolger marschieren in Gummistiefeln und kahl geschorenen Köpfen durch die Gegend. Ihre Führer dagegen tragen Schlips und Kragen oder Kostüm – und Hass in ihren Gesichtern. Sie lächeln kalt. Ihre Augen geben nichts Entspanntes frei. Sie geben Interviews, hassen indes kritische Fragen. Sie möchten nicht in die rechte Ecken gestellt werden. Das finden sie unfair. Ihre Opferrolle ist ihnen heilig. Darin gehen sie auf. Nazis und AfD – das sind jene Brandstifter, die als Biedermänner- und Frauen daherkommen.

2020 | Reden als Rache

© Deutsche Welle

Vor eindeutigen Antworten scheuen sie sich. Sie wollen nicht “erkannt” werden. Gleichzeitig speihen sie verbal die “Umvolkung” heraus. Diesen Ausdruck haben die Nazis auch gebraucht, als sie die Macht hatten. Die 92jährige Esther Bejarano (siehe Foto oben) liest ihnen die Leviten. Sie hat das Konzentrationslager Auschwitz überlebt. Sie erzählt, wie es war. Und wie es wieder kommen könnte, wenn die Demokratie sich nicht wehrt.

Aber sie wehrt sich, und sie wird das 2020 noch stärker tun als in diesem Jahr. Das Neue Jahr könnte zum friedlichen Gegenangriff derer werden, die mit dem braunen Gesocks nichts zu tun haben wollen. Es sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass – wer AfD wählt – die Nazis bekommt. Und, wer für sie ist, Demokratie nicht wirklich will. Weil sie die unterstützen, die mit unserem ganzen System aufräumen wollen. Mögen sie noch so gute Anzüge tragen. Und Krawatten, oder Kostüme..

2020 | 75 Jahre Auschwitz-Befreiung

Im Neuen Jahr sind es 75 Jahre her, dass das KZ Auschwitz befreit wurde. Das Auschwitz-Museum will 750.000 Menschen dazu bewegen, am Jahrestag dorthin zu kommen. Der 27. Januar ist der internationale Gedenktag für die Befreiung. Man muss nicht unbedingt dort gewesen sein, um das Grauenvolle immer zu bekämpfen. Ich war dort. Es gibt kein Wort für das, was dort geschehen ist. Die Berge von Kinderschuhen, Zeugen äußerster Brutalität und Gnadenlosigkeit. Die Gaskammern, Belege entgrenzter Barbarei. Angela Merkel hat bei ihrem Besuch in Auschwitz-Birkenau Anfang Dezember dieses Jahres gesagt: “Was hier geschah, lässt sich mit Menschenverstand nicht fassen.”

Thomas Schwarz unterstützt die "Stiftung Zukunft für Kinder in Slums"

Nicht nur des Jubiläums wegen: dieser 27. Januar 2020 muss zu einem starken Symbol werden. Es muss das ganze Jahr 2020 über gelingen, noch mehr Deutsche der AfD und anderer faschistischer Parteien zu entfremden. Vor allem die Europawahl dieses Jahres hat doch gezeigt: wenn es um die Kernfrage geht, wählen die Leute stärker demokratische Parteien. Die Rechten sind gewiss stärker geworden als zuvor. Ihre Ziele indes haben sie verfehlt. Das sollten wir nicht kleiner machen als es ist. Denn auch das Selbstbewusstsein von Demokraten entscheidet über die Stärke von Freiheitsfeinden mit.

Kriegserklärung gegen die Freiheit

Wer von Europa nichts hält, der solle einfach die Soldatenfriedhöfe dieses Kontinents besuchen. Das hat Jean Claude Juncker einmal gesagt. Wie recht er damit hat! Nazis und andere AfD-Faschisten marschieren zu solchen “Friedhöfen”, zum Beispiel in Remagen. Seit Jahren. Ununterbrochen. Sie tun dies nicht, um an den Wert der Demokratie zu erinnern. Sie sind im Gegenteil gesichts- und geschichtslos. Das ist die Chance der Demokraten. Wie in diesem Jahr, so wird das “Bündnis Remagen” auch 2020 wieder da sein, wenn die Faschisten ihre Kriegserklärung gegen die Freiheit in den Boden trampeln.

Hände an einer Violine, schwarz-weiß © Tom Rübenach
Freiheit schöner Götterfunken im Beethovenjahr 2020 © Tom Rübenach

Die Leute werden wieder reden, singen, tanzen. Sie werden die Freiheit hochleben lassen. Gegen den Krieg den Frieden setzen und gegen den Hass die Vielfalt. 2020 könnte ein Jahr für die liberale Demokratie werden, der Start in eine Dekade der Toleranz. Klingt pathetisch? Mag sein. Das Ziel lohnt sich allemal, dafür zu kämpfen.

Gutes, neues Freiheitsjahr an alle!

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